Samstag, 20. März 2010

Ein Mensch ist nicht wie seine Kleidung.

„Kleider machen Leute – zumindest war das so bis heute“

Es ist ein normaler Dienstagmorgen. Ich fahre auf meinem Fahrrad in Richtung Schule. Dabei trudelt leise im Hintergrund mein MP3-Player. Ich komme an einer Sparkasse vorbei. Ein Mann mit Aktentasche steht mit einem Kollegen draußen. Einer sagt: „Ah, Herr Ferchzell! Wie stehen die Akten?“ Sie lachen und plauschen. Doch der eine Bankier trägt sportliche Schuhe und eine Jeans. Ein grünes T-Shirt trägt er ebenfalls. Erst im Nachhinein fällt mir das auf und ich denke mir: Bei dem würde ich mich nicht beraten lassen. Aber warum denn eigentlich nicht? Er berät mich vielleicht besser als sein Kollege – mit Anzug.

Wem hättet ihr euer Geld anvertraut? Dem mit dem Anzug, denk ich mal. Ich auch. Ein Bankier im grünen T-Shirt – kann ja nur ein Witz sein. Bankiers haben nun einmal einen Anzug und eine Krawatte. Das macht sie zwar nicht besser aber der Polizist trägt ja auch nicht rosa. Nein, der Polizist trägt grün und manchmal auch blau. Jedenfalls haben wir eine Vorstellung wie man auszusehen hat. Obersten Rang hat die Uniform. Wer eine trägt steht ganz weit oben und er wird respektiert und geachtet. Von manchen auch geächtet. Naja aber das ist eine besondere Form von Kleidung. Sowas trägt man nicht in der Freizeit – aber ein lockeres Hemd trägt man. Von Ed Hardy? Von Hilfiger? Oder nur von einem Kleidungsmarkt mit zwei Buchstaben? Das ist wichtig. Denn wenn man Hilfiger trägt ist das schon eine feine Sache. Man zeigt, dass man Geld hat. Man zeigt, dass man Stil hat. Man zeigt, dass man dazu gehören möchte, zur Gesellschaft, welche sehr darauf achtet was man trägt. Der Mensch denkt in Schubladen. Ganz unten steht der Blaumann (nicht der Polizist in blauer Uniform). Oben der Anzug und die Uniform. Zwischendrin ist dann die Abteilung: Markenkleidung und die Nicht-Markenkleidung. Wenn man also einen Blaumann von keiner Marke trägt ist man ganz unten. Ganz weit unten. Zumindest bei dieser Gesellschaft. In der Schule gibt es sowas auch. An vielen soll es, so hört man, eine unterschwellige Trennung geben. Wer kein „Burton“ trägt gehört einfach nicht dazu. Punkt. Daher hört man ja auch immer leise von einer Schuluniform – wie es sie in England, als Beispiel, gibt. Aber ich will schon anziehen was mir gefällt und eine kratzige Uniform würde mir da nicht gefallen. Obwohl es das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt. Aber ein Mensch ist ja nicht so wie seine Kleidung – denn sonst wären ja die Bahnangestellten mit ihrer Uniform seriös und kompetent. Menschen mit einem Blaumann (von keiner Marke) sind bestimmt richtig nette Menschen. Warum sollten sie es auch nicht sein. Dieser könnte ja auch sehr seriös und sensibel sein. Aber wir glauben dann, wenn er aufgrund seiner Arbeit (ich gehe davon aus, dass man sowas nicht in der Freizeit trägt) diesen Blaumann trägt, grob und unseriös ist. Eben das typische Klischeedenken der Gesellschaft – ein Bauarbeiter ist eben grob. Komisch, denn ein Bankier kann ja auch in seiner Freizeit einen Blaumann tragen – wird dadurch aber kein anderer Mensch.

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Bild aus: http://www.karriere.de/mediadatabase/10794966_large.jpg

Kleider machen Leute und ja – so ist es bis heute. Aber wir sollten vielleicht ein wenig umdenken. Putzfrauen (und Männer) tragen ja auch eine Uniform und sind wichtig. Genau wie der Mann auf dem Bau und der Mann oder die Frau in der Bahn. Alles Menschen die wir respektieren sollten. Und in der Schule sollten die Kinder von heute sich überlegen, ob es „cool“ ist auszusehen, wie jeder andere. Der Bankier im grünen Shirt mag zwar nett sein aber ich finde, dass er seiner Arbeitsstelle nicht angemessen angezogen ist. Daher bleibt mein Geld bei dem Mann im Anzug. Punkt.

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